GROSSE FREIHEIT

Unsere erste Experimentierfläche mit dem Namen „Große Freiheit – PC-Pools“ befindet sich am Campus Berliner Tor am Standort Alexanderstraße 1. Bei der Fakultät Wirtschaft & Soziales (W&S) entsteht ab dem WS 2020/2021 weiterer Flächenbedarf durch zusätzliche Lehre. Ergänzend dazu soll eine Aufwertung der Flächen durch neue Lernraumqualitäten stattfinden. Prinzipiell sollen vorhandene Raumstrukturen genutzt und so genannte „Kopfräume“, d.h. Räume des formalen Lernens (Seminarräume) integriert werden.

Gestartet sind wir mit folgenden Fragestellungen:

· Wie kann Informelles Lernen digital unterstützt werden?
· Welchen Bedarf haben Studierende im Hinblick auf Ausstattung?
· Welchen Bedarf haben Studierende im Hinblick auf Support-Services?
· Wie können Räume und Support miteinander kombiniert werden?
· Wie kann Gruppenarbeit aus formalen Lehrsettings integriert werden?

Bei unserem Vorgehen lag ein Schwerpunkt auf der Prozessgestaltung. Durch die Zusammenarbeit mit der AG Raum und Didaktik und der Orientierung an vorliegenden Werten hat sich bereits eine lebendige Kultur des Diskurses etabliert, die es möglich machte, auch unterschiedliche Interessen und Positionen offen zu diskutieren und zu einer Entscheidung zu bringen.

PROZESS

Eine Kernkompetenz im Umgang mit Digitalisierung ist der Umgang mit Unsicherheit. Deshalb gibt es nicht das EINE Konzept für unsere Experimentierräume. Erst recht nicht, wenn wir Beteiligungsprozesse, speziell von Studierenden, ernst nehmen und in die Tat umsetzen. Erst im Prozess werden Konzeptansätze sichtbar und diskutierbar.

In diesem Bewusstsein hat die Prozessgestaltung für unsere erste Experimentierfläche „Große Freiheit – PC-Pools“ bewusst ergebnisoffen gestartet. Mit Nutzern und Beteiligten wurde auf Basis des vorliegenden Prototyps zu Prozessgestaltung ein Brainstorming zu Nutzungsclustern und Lernaktivitäten durchgeführt. Als Ergebnis daraus lagen 70 Ideen vor.

Anschließend wurden alle Ideen in neun Rubriken geclustert und im weiteren Verlauf wurde der Schwerpunkt auf diese fünf Cluster gelegt:

· Service / Betreuung
· Technische Hard- und Software
· Gestaltung durch Studierende
· Vereinbarkeit von Studium und Familie
· Aufenthaltsqualität

Diese Fokussierung entsprach der im Prozess ermittelten Datengrundlage (Ergebnisse von PC-Pool Umfrage von Studierenden bei Studierenden). Basierend darauf folgten die weiteren konzeptionellen Überlegungen zwei grundlegenden didaktische Standards:

1) Aktivitätsbasierte Akustikplanung
2) Dominantes Lehr-Lernmodell (Einzel/Gruppe)

Die folgende Abbildung illustriert, welches Entwicklungspotenzial in vorhandenen Raumstrukturen steckt. So war die bisherige Fläche noch in einer starren Raumstruktur vom Typ A („Classrooms along corridors“) aufgebaut. Die vollständige Ausgestaltung zu Typ F („Open Plan) war aus baulichen Gründen nicht möglich. Folglich wurde eine Raumstruktur vom Typ E angestrebt: „Open Plan with possibility to create classrooms“ und klarer Zonierung.

Unterscheidung von Raumstrukturen. Abbildung basierend auf: Analytical Framework for Case Study Collection. Effective Learning Environments, OECD 2

Die Zonierung nach Einzel- und Gruppenaktivitäten als zweiter zentraler didaktischer Standard wurde demnach intensiv erörtert. Unsere Entscheidung für eine Experimentierfläche bietet die Gelegenheit, die „Startkonfiguration“ aus dem Raum- und Nutzungskonzept zu erproben, zu evaluieren und auch anhand der dabei auftretenden Erkenntnisse und Erfahrungen aktiv weiterzuentwickeln.

Die nächste Abbildung gibt einen Überblick über die Startkonfiguration:

Startkonfiguration der Experimentierfläche „Große Freiheit – PC-Pools“. Quelle: Visualisierung Firma Fölschow

Zusammenfassend lässt sich der Prozess in sieben Schritten skizzieren:

Sieben Schritte der Prozessgestaltung. Quelle: Eigene Abbildung. CC BY-SA 4.0

ERGEBNIS

Die folgenden Bilder zeigen das Ergebnis der offenen Fläche, die zuvor aus einzelnen Räumen bestand.

Quelle: Eigene Abbildung. CC BY-SA 4.0

Folgende konkrete Lernaktivitäten sollen zukünftig auf der Experimentierfläche möglich sein:

· Selbstbestimmtes Lernen
· Informelles Lernen
· IT-unterstütztes Lernen
· Hybrides Lernen
· Non-formales Lernen in Verbindung zur formalen Lehre in vorliegenden „Kopfräumen“
· Gruppen- und Einzelarbeit

Das Mobiliar ist für unterschiedliche und vielfältige Nutzungsszenarien einsetzbar, Experimentieren ist folglich zentrales Gestaltungsprinzip. Der experimentelle Charakter zieht sich auch durch den Entwicklungsprozess. So haben wir uns gemeinsam mit der Dekanin der Fakultät W&S bewusst für eine Einweihung der Fläche entschieden, während die Möbel zwar schon bestellt, doch noch nicht geliefert waren. Die folgende Bilder-Collage liefert einen Eindruck. So war es uns möglich, Raumaufteilungen / Zonierungen bzw. Raumlösungen mit den Akteur*innen bereits vor der Inbetriebnahme zu erproben und zu diskutieren.

Einweihung der Experimentierfläche „Große Freiheit – PC-Pools“

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