CULTURAL PROBES

Die Methode Cultural Probes regt die Teilnehmenden zu einer Selbstbeobachtung an, in dem sie ihre Lebenswelt und Aktivitäten über einen festgelegten Zeitraum mithilfe von Tagebüchern, Fotos, Karten oder kreativen Materialien dokumentieren.

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Ziele

Das Hauptziel der Methode Cultural Probes ist es, inspirierende und unerwartete Einblicke in das Leben und die Bedürfnisse der Teilnehmenden zu erhalten. Mithilfe des vertieften Verständnisses für die Kontexte und Kulturen können Produkte oder Dienstleistungen gestaltet werden. Die Teilnehmenden übernehmen dabei eine aktive Rolle. Anstatt direkt nach funktionalen Anforderungen zu fragen, geht es darum, eine empathische Verbindung zu den Teilnehmenden herzustellen.

Fragestellungen

○ Welche unerwarteten Ergebnisse werden zu den Aufgaben angefertigt?
○ Was kann aus den Cultural Probes im Hinblick auf Werte und Wünsche der Menschen abgeleitet werden?
○ Welche Emotionen werden über die Cultural Probes deutlich?
○ Welche neuen und kreativen Ideen lassen sich aus den Erkenntnissen ableiten?

Beschreibung zur Umsetzung

Die Teilnehmenden werden angeregt, ihren Alltag zu beobachten, zu dokumentieren und zu reflektieren. Dabei werden unterschiedliche Aufgaben an die Teilnehmenden gegeben, um mithilfe von Tagebüchern, Fotos, Karten oder kreativen Materialien die Lebenswelt und Aktivitäten zu dokumentieren (vgl. DOPPLER 2023, S. 287ff). Interviews werden oft ergänzend eingesetzt, um das Verständnis der gesammelten Materialien und Antworten zu vertiefen und zu kontextualisieren.

VorteileNachteile
○ Die Teilnehmenden können ihre Bedürfnisse, Perspektiven und Prioritäten sichtbar machen (vgl. REISAS et al. 2011, S. 80).
○ Vielfältige Inspirationsquelle für Designerinnen, die auf authentischen Daten basiert (vgl. DOPPLER 2023, S. 287ff).
Designerinnen können die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmenden besser nachvollziehen.
○ Die Aufgaben müssen abgestimmt auf die Forschungsfragen und die spezifischen Bedingungen der Teilnehmenden erstellt werden.
○ Die Komplexität der gesammelten Daten kann die Analyse und Interpretation erschweren.
○ Die Methode erfordert einen hohen Einsatz der Teilnehmenden, was zu Ermüdung oder unvollständigen Antworten führen kann.
○ Die gesammelten Daten sind stark subjektiv und spiegeln individuelle Perspektiven wider, was zu einer eingeschränkten Verallgemeinerbarkeit führen kann (vgl. DOPPLER 2023, S. 287ff).

Practices

Studiendesign der New Design University in St. Pölten: Studierende erstellten für die Studie ein Probekit, bestehend aus einer Ringmappe mit Leitfaden, sieben Heftchen für Tagesaufgaben, einem Abschlussheft, einer Einwegkamera, einem Wochenkalender, Stiften und einem frankierten Rücksendepäckchen. Das Kit wurde in einem Stoffbeutel verpackt. Die Aufgaben umfassten Fotografieren, Führen eines Medientagebuchs, Selbstreflexion und Dokumentation von Szenarios in einer Bibliothek. Die Studie untersuchte das Medien- und Kommunikationsverhalten während des Lockdowns und zielte darauf ab, Erkenntnisse für eine zukünftige, möglicherweise veränderte Medien- und Kommunikationslandschaft zu gewinnen (vgl. DOPPLER 2023, S. 287ff).

Quellen

  • DOPPLER, Achim, 2023. Strategieentwicklung mittels „Cultural Probes“. Bibliothek Forschung und Praxis. 30 September 2023. Bd. 47, Nr. 2, S. 286–296. DOI 10.1515/bfp-2023-0009
  • REISAS, Sabine, Regina SCHALLER, Heidrun ALLERT, Friedrich-Wilhelm LEHMHAUS und Christoph RICHTER, 2011. Exploration der Lernsituation von Studierenden mit Cultural Probes. Zeitschrift für Hochschulentwicklung. 29 Juli 2011. Bd. 6, Nr. 2, S. 78–92. DOI 10.3217/zfhe-6-02/07

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