
Die Mapping Studie schafft einen Überblick über die Aktivitäten und Bewegungen der Nutzer*innen in festgelegten Räumen. Karten und Raumplänen helfen dabei die Nutzungsmuster in bestimmten Räumen und Gebieten aufzuzeichnen.

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Ziele
Durch die Methode können räumliche Routinen (tägliche Wege, Strecken und Entfernungen) und die Wahrnehmung und Relevanz von Raummerkmalen erkannt werden. Besonders hilfreich sind Mappings, die aus der individuellen Erinnerung der Teilnehmenden erstellt wurden.
Fragestellungen
○ Welche Wege legen die Teilnehmenden zurück?
○ Welche Räume suchen die Teilnehmenden auf (z.B. auf einem Uni-Campus)?
○ Welche Aufgaben und Tätigkeiten werden zu welchen Zeiten in welchen Räumen ausgeführt?
Beschreibung zur Umsetzung
○ Mapping Diaries (kartografische Tagebücher)
Jeder Teilnehmende erhält eine Karte bzw. einen Plan des für die Forschungsfrage relevanten Raums oder Geländes und wird gebeten, Bewegungen und Wegstrecken über einen festgelegten Zeitraum (z. B. einen Tag) aufzuzeichnen. Anschließend können die Aufzeichnungen in einem Interview besprochen werden.
○ Kognitives Mapping Jeder Teilnehmende erhält ein leeres Blatt Papier, sowie unterschiedlich farbige Stifte. Sie/er wird gebeten, eine Karte des zu untersuchenden Raums zu zeichnen. Die/der Teilnehmende haben einen festgelegten Zeitraum, z.B. sechs Minuten Zeit, eine Karte aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Während des Zeichnens soll alle zwei Minuten die Farbe des Markers gewechselt werden. Auf diese Weise soll untersucht werden, welche Elemente die/der Teilnehmende als erstes, zweites und drittes zeichnete. Es entstehen sowohl räumliche als auch zeitliche Daten darüber, wie die/der Teilnehmende den Raum konzeptualisieren (vgl. ASHER und MILLER 2007, S. 14).
Vorteile | Nachteile |
○ Einblick in Lebensbereiche, Tätigkeiten, die sonst nicht zugänglich wären (z.B. häusliche Umgebung)(vgl. CLARK 2007, S. 48) ○ Gut geeignet, um schnell zu erfahren, wie und wo Teilnehmenden ihre Zeit verbringen (vgl. ASHER und MILLER 2007, S. 14) | ○ Teilnehmende müssen gefunden werden ○ erfordert die Bereitschaft der Teilnehmenden über ihre Bewegungen genau zu berichten ○ erfordert mehrere Kontakte mit den Teilnehmenden ○ Die Ergebnisse können manchmal mehrdeutig oder schwer zu interpretieren sein ○ Häufig stehen nur wenig Teilnehmende zur Verfügung, daher ergeben sich kleinen Stichprobengrößen, aus denen sich keine statistisch signifikanten Schlussfolgerungen ziehen lassen)(vgl. REGALADO und SMALE, 2018, S. 30) ○ Die erhobenen Daten stellen kein repräsentatives Bild dar, da sie durch unbekannte persönliche Motivationen der Teilnehmenden verzerrt werden könnten |
Practices
Beispiel 1: In der Mapping Studie der Indiana University – Purdue University Indianapolis (IUPUI) wurden die Tagesabläufe von 27 Studierenden untersucht. An einem festgelegten Tag wurden in einem definierten zeitlichen Abstand insgesamt 12 SMS-Umfragen an die teilnehmenden Studierenden versandt. Die SMS-Umfrage bestand aus drei Frageaspekten: dem aktuellen Standort, den zu dem Zeitpunkt durchgeführten Tätigkeiten und den momentanen Gefühlen der Teilnehmenden. Nachdem die Umfrage beendet war, wurde aus den Antworten eine Karte für jede*n der Teilnehmenden erstellt (vgl. REGALADO und SMALE, 2018, S. 18ff). Diese bildete die Grundlage für die persönliche Nachbesprechung, die mit den Teilnehmenden in Form eines teilstrukturierten Interviews durchgeführt wurde. Auf diese Weise ließen sich noch mehr Details über die täglichen Routinen erfahren, z.B. welche akademischen Tätigkeiten mit welchen Orten verknüpft sind. Auf Basis der konkreten Ortsdaten wurde eine Google Map erstellt.
Beispiel 2: Das Methodenvideo “Mapping Diaries” zeigt eine praktischen Anwendung im Kontext der HAW Hamburg.
Quellen
○ ASHER, Andrew und Susan MILLER, 2011. So You Want to Do Anthropology in Your Library? or A Practical Guide to Ethnographic Research in Academic Libraries [online]. März 2011. Verfügbar unter: https://www.erialproject.org/wp-content/uploads/2011/03/Toolkit-3.22.11.pdf
○ CLARK, Katie, 2007. Mapping Diaries, or Where Do They Go All Day? In: Susan GIBBONS und Nancy Fried FOSTER (Hrsg.), Studying Students: The Undergraduate Research Project at the University of Rochester [online]. Association of College & Research Libraries. ISBN 978-0-8389-8437-6. Verfügbar unter: http://hdl.handle.net/1802/7520
○ REGALADO, Mariana und Maura SMALE, 2018. Academic Libraries for Commuter Students: Research-Based Strategies [online]. Ala Editions. ISBN 978-0-8389-1736-7. Verfügbar unter: https://academicworks.cuny.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1283&context=bc_pubs